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Bitte ignorieren Sie NICHT die Angst Ihres Hundes! 

Die Aussage „die Angst der Hunde muss man ignorieren sonst bestätigt man diese“ ist, wie viele andere Standardaussagen auch, weder zielführend noch fair. Im Gegenteil, wenn Ihr Hund lernt, dass Sie seine Angst ignorieren, wird seine Angst im allerbesten Fall konstant bleiben, viel wahrscheinlicher aber ist es, dass sich seine Furcht verstärkt. Häufig werden Hunde, die immer wieder mit angstauslösenden Situationen konfrontiert werden, die sie weder beeinflussen können noch zu denen sie einen für sie sicheren Abstand herstellen können, aggressiv oder neurotisch.

 Ob etwas als gefährlich empfunden wird, ist für den Hund nicht bewusst kontrollierbar. Wird im Gehirn ein Reiz als gefährlich eingestuft, erfolgt darauf unmittelbar eine körperliche Reaktion. Diese Reaktion kann Flucht oder Angriff sein, mehr Möglichkeiten kennt ein Hund nicht. Angst ist also lebensnotwendig, ohne sie könnte kein Lebewesen existieren; erst die Angst veranlasst die rettenden Reaktionen.

 Und noch ein wichtiger Aspekt spricht dafür, dass Sie unbedingt auf die Angst Ihres Hundes angemessen reagieren sollten:  Wenn Ihr Hund gelernt hat, dass er in angsteinflößenden Situationen von Ihnen keine Hilfe bzw. keinen Schutz erwarten kann, wird er diese Sicherheit auch nicht im Freilauf bei Ihnen suchen. D.h. wenn sich Ihr Hund unangeleint plötzlich vor etwas fürchtet, wird er wahrscheinlich weglaufen statt zu Ihnen zu kommen.

Hat Ihr Hund aber gelernt, dass Sie die Situation ruhig und kompetent meistern, wird er sich mehr und mehr an Ihnen orientieren, sich entspannen und -wann immer er sich unsicher fühlt –wahrscheinlich Ihre Nähe aufsuchen.

Jeder kennt das überaus unangenehme Gefühl der Angst und jeder weiß, was er selbst in angstauslösenden Situationen braucht, um sich sicherer bzw. wohler zu fühlen. Intuitiv wissen wir auch genau, was Andere brauchen, damit sich diese wieder sicher fühlen. Wie kommen wir also auf die Idee, dass wir die Angst bei Hunden ignorieren müssen?

Weder für Pferde noch für Katzen oder andere Haustiere wurde jemals eine derart unsinnige Aussage getroffen! Wie können wir glauben, der Hund überwindet -als einziges Lebewesen- seine Angst, indem wir so tun, als wenn nichts wäre?

 Wie reagieren wir richtig auf die Angst unseres Hundes?

 1. Ruhig bleiben:

Ruhe strahlt Überlegenheit aus, die dem Hund ein Gefühl von Sicherheit geben kann. Reden sie leise und ruhig mit Ihrem Hund und stellen Sie sich zwischen ihn und das was er fürchtet.

 2. Distanzvergrößerung

Führen Sie Ihren Hund ruhig aber konsequent aus der Situation heraus. Sollte er bereits mit aller Kraft nach vorne ziehen, holen Sie ihn durch Rückwärtsgehen aus der Situation heraus. Solange der Hund deutliches Stressverhalten zeigt und somit die Distanz von dem was er fürchtet als zu gering empfindet, ist er nicht ansprechbar. Schaffen Sie also erst den Sicherheitsabstand, den das Tier braucht, um sich wieder zu entspannen und wenden Sie sich dann ruhig und liebevoll Ihrem Hund zu. Auch streicheln kann Ihren Hund beruhigen.

Finden Sie heraus was für ihn das Beste ist und Ihr Hund lernt, dass er Ihnen vertrauen kann.

Wenn Sie stets entsprechend reagieren, hat Ihr Hund die Chance, künftige Konfrontationen besser zu meistern.

Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus menschlicher Sicht:

 Fall A: Sie gehen mit Ihrem Freund durch die nächtlichen Straßen einer Großstadt. Zwei angetrunkene Randalierer kommen Ihnen entgegen. Ihr Freund sieht, dass Sie Angst haben, aber ignoriert Sie und Ihre Furcht strikt.

Hat Sie das in Ihrem Vertrauen zu Ihrem Freund gestärkt? Werden Sie sich zukünftig bei ähnlichen Begebenheiten an der Seite Ihres Freundes sicherer fühlen?

Das gleiche Beispiel, nur ignoriert Ihr Freund Ihre Angst diesmal nicht, sondern faucht Sie an „jetzt reiß dich bloß zusammen“ und rammt Ihnen gleichzeitig den Ellenbogen in die Seite.

Was meinen Sie, mindert es Ihre Angst?

(Tatsächlich ist das unsere häufigste Reaktion, auf angstaggressives Verhalten unserer Hunde!)

Und bleiben wir noch einmal bei den herannahenden Männern. Ihr Freund bleibt ganz ruhig, legt Ihnen den Arm um die Schulter und flüstert „siehst du da das Taxi, da steigen wir jetzt ein“ und führt Sie sicher aus der Situation heraus…

Wenn Sie lernen, dass Sie sich immer in solchen Situationen auf ihn verlassen können, werden Sie Ihre Ängste vielleicht nach und nach an seiner Seite verlieren.

 Fazit: Angst kann nicht durch ein angenehmes Gefühl verstärkt oder bestätigt werden, das ist neurobiologisch unmöglich. Allerdings können unangenehme Gefühle wie Angst verstärkt werden, in dem der Stresspegel erhöht wird (z.B. mit Leinenruck, lautes Reden oder schimpfen, Distanzverringerung). Eine ruhige freundliche Bezugsperson kann Überlegenheit ausstrahlen, was dem Hund ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, die Angst wird weniger.

 Egal wie oft Sie diese oder ähnliche Weisheiten hören, eine falsche Aussage wird auch nicht durch ständige Wiederholungen wahr. Bleiben Sie immer kritisch, wenn Sie wieder einmal einen „guten“ Rat erhalten.

 Vor allem aber bleiben Sie immer liebevoll und fair zu Ihrem Hund.

 petra mazur

 

 

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