Datenschutz
Woran erkenne ich einen guten Hundetrainer und welche Auswirkungen kann Hundetraining haben?
1. Er/Sie nimmt sich ausreichend Zeit den Hund kennenzulernen, denn jeder Hund ist individuell. Sein Charakter, seine Erfahrungen, seine genetische Disposition.
Es kann KEIN Standardtraining geben, vielmehr muss dieses auf den Hund, seine Lebensumstände, den Halter und die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt werden. Jeder Hund hat aufgrund seiner Individualität eine eigene Lernweise, seine eigene Lernbegabung und seine eigene Lernbereitschaft. Besondere Aufmerksamkeit gilt bei Ängstlichkeit, Unsicherheit oder Scheue. Diese sind erfahrungsgemäß ursächlich für die häufigsten Verhaltensprobleme -wie zum Beispiel Aggression - verantwortlich. Wird z.B. Angst nicht als Ursache für das Aggressionsverhalten erkannt, ist ein effektives Training unmöglich. Stattdessen steigt die Aggressionsbereitschaft häufig kontinuierlich an.
2. Er/Sie ist sicher in der Einschätzung des hundischen Ausdrucksverhaltens. Dazu gehört die Körpersprache im Allgemeinen (Neutralhaltung, Drohverhalten, Angst etc), Stressanzeichen, Beschwichtigungssignale.
Wichtig ist auch hier: jeder Hund hat seine ureigene Körpersprache. Allgemeingültige Aussagen sind eher kritisch zu beurteilen. Ein gutes Gespür für die jeweilige Befindlichkeit ist unentbehrlich.
3. Er/Sie arbeitet gewaltfrei und ohne jede Form der Einschüchterung.
Auf diesen Punkt möchte ich intensiver eingehen, damit Ihnen klar wird, was Gewalt, ob physisch oder psychisch, bewirkt.
Vertrauen ist die Grundvoraussetzung für ein effektives Hundetraining. Ein Tier, das erfahren hat, dass Menschen schnell laut, grob oder gar brutal werden, konzentriert sich hauptsächlich auf Fluchtmöglichkeiten! Selbst bereits erlernstes Verhalten ist für den Hund kaum noch abrufbar, wenn er uns als unberechenbar eingestuft hat. Ist das Vertrauen erschüttert, muss erst daran gearbeitet werden, dieses wieder herzustellen. Es wird allerdings nicht immer möglich sein.
Zum besseren Verständnis: Wie gut können Sie Neues lernen oder bereits sicher Erlerntes fehlerfrei wiedergeben, wenn Sie dazu von einem Menschen aufgefordert werden, der Sie bei einer falschen Antwort schlagen wird? Wie gut können Sie sich auf eine neue Aufgabe konzentrieren, wenn Sie ständig davon ausgehen müssen, dass Sie bei dem kleinsten Fehler rüde zurechtgewiesen werden?
Auch der Einsatz von Schepperdosen oder anderen Utensilien, die eingesetzt werden, um den Hund zu erschrecken ist absolut kontraproduktiv (und tierschutzrelevant). Was haben Sie gewonnen, wenn Ihr Hund zwar gelernt hat, das Eine oder andere aus Angst zu unterlassen, dafür aber schreckhaft, unsicher oder gar neurotisch geworden ist? Ein schreckhafter oder unsicherer Hund ist schwerer einzuschätzen und sein Verhalten ist künftig mühevoller (in manchen Situationen gar nicht mehr) zu lenken.
Stress – wodurch auch immer ausgelöst - wird den Hund blockieren, Konzentration auf das Training ist wenig bis gar nicht mehr möglich. Andauernder Stress wird den Hund mehr und mehr verunsichern, ihn apathisch oder neurotisch werden lassen.
Auch der Leinenruck wird den Hund in seinem Vertrauen in Sie erschüttern und seinen Stresspegel deutlich erhöhen! (Leinenruck kann schnell zu Verletzungen führen und ist schmerzhaft. Darüber hinaus ist er in vielen Fällen überhaupt erst der Auslöser für spätere Problemen an der Leine, speziell bei Hundebegegnungen). Der Leinenruck ist also in keinster Weise geeignet, den Hund am Toben oder Zerren an der Leine zu hindern und dass, obwohl wir i.d.R. genau das damit erreichen möchten. Auch hierzu ein Beispiel:
Sie gehen mit Ihrem Freund Ihrer Freundin spazieren und Sie treffen auf eine Person, die Sie regelrecht auf die Palme bringt. Ihr(e) Begleiter/ Begleiterin rammt Ihnen unvermittelt den Ellenbogen in die Seite und faucht Sie an: „Halt jetzt bloß die Klappe!“ Was schätzen Sie, wie geeignet ist diese Aktion, um Sie zu beruhigen?
Fazit:Bezahlen Sie Niemanden dafür, Ihren Hund zu stressen, zu erschrecken oder gar Schmerzen zu bereiten. Sie brauchen keine ausgefallenen Tipps Ihren Hund gewaltsam ins Meideverhalten zu bringen, i.d.R. sind wir diesbezüglich (leider!) meist kreativ genug!
Bleiben Sie kritisch bei Allem was Sie hören, sehen oder lesen, ob im Fernsehen, Internet oder aus Bücher; ob von Trainern oder selbsternannten Hundeprofis! Und bedenken Sie, eine Aussage wird nicht dadurch richtig, nur weil sie ständig wiederholt wird!
Setzen Sie stattdessen Ihren gesunden Verstand ein und fühlen Sie sich in Ihren Hund hinein (wie würde ich mich an seiner Stelle fühlen und was müsste geschehen damit ich….)
Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrem Hund. Er hat gelernt, Sie nur durch Beobachtung einzuschätzen und tatsächlich kennen Hunde ihre Menschen oft besser als umgekehrt.
Vermeiden Sie Interpretationen (mein Hund macht das, weil….). Sie sind selten richtig und nur in Ausnahmefällen zielführend.
Sein Sie für Ihren Hund der Trainer, der Sie selbst am weitesten gebracht hätte und bleiben Sie stets wohlwollend und fair.
petra mazur